Mittwoch, 17. März 2010

The Hurt Locker - Gegendarstellung der Gegendarstellung

Wie schon in meiner Rezension erwähnt, beginnt der Film mit dem Zitat "Der Rausch des Kampfes wird oft zu einer mächtigen und tödlichen Sucht. Denn Krieg ist eine Droge" ("The rush of battle is a potent and often lethal addiction, for war is a drug.") von Kriegskorrespondent und Journalist der New York Times Chris Hedges. Das Wort "Droge" ist immer ein negativer Begriff und somit wird in "The Hurt Locker" das Zitat bewusst am Anfang des Films eingeblendet. Um dem Zuschauer sofort zu zeigen: ein Teil der US Army ist dieser "Droge" verfallen und kommt nicht von ihr los. Oder, um noch weiter zu gehen: ein Teil der US-amerikanischen Politik und Gesellschaft ist dieser "Droge Krieg" verfallen.
Und hier sehe ich sehrwohl eine Kritik des Films. Es scheint so, als brauche die USA den Krieg. Seit Jahrzehnten tummeln sich ihre Streitkräfte in der gesamten Welt. Zunächst Korea und Vietnam (mit dem bekannten Ausgang) und seit Mitte der 80er Jahre im Nahen Osten (1. und 2. Golfkrieg und eben Irak-Krieg), Afghanistan nicht zu vergessen.
Desweiteren wage ich zu bezweifeln, ob die Darstellung der irakischen Bürger, "die gemäß dem Film durch die Bank terroristische Neigungen haben", wirklich eine Falschdarstellung ist. Natürlich trägt nicht jeder Iraker Terrorpotential in sich, was der Film übrigens auch nicht transportiert. Dennoch sollte man die Erfahrungen von Drehbuchautor Mark Boal akzeptieren, die er während seiner Zeit bei der Begleitung des Kampmittelräumdienstes im Irak gemacht hat. Und die Leute, die die Bombenentschärfungen der Soldaten von Hausdächern beobachten, sind ja nicht die Bevölkerung des Iraks.
Nach vielen anti-amerikanischen und Antikriegs-Reden bei den Oscar-Verleihungen der letzten Jahre und einer großen Kritik an der Außenpolitik und George Bush durch Laudatoren und Preisträger, kann ich mir außerdem nicht vorstellen, dass die Academy einen "Propagandafilm des amerikanischen Militärs" mit 6 Oscars inkl. bester Film auszeichnet.

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